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Grundhof
bis 1909 "Hoher Berg "  genannt
Paradiesstraße 66
Br.-Cat.-Nr. 47 / Ndlz.
1694 (1696) erbaut von Kurfürst Joh.Georg IV., Bruder Aug.d.Starken, für seine Mätresse Gräfin Neitschütz, - so wird es irrtümlicherweise in verschiedenen Chroniken und Büchern verbreitet.

1650  Um diese Zeit entstand vermutlich hier ein Winzerhaus, das später beim Bau anderer Gebäude wieder abgerissen wurde.
Samuel und Gottfried Schweißker, die beiden Brüder besitzen den Weinberg "der hohe Berg" und die darauf erbauten Häuser in Kötzschenbrodaer Flur.
1651 , 01.Febr.: Martin Ratke (Rathkin) kauft den Weinberg.
Anna Katharina verehel. Friedr. Bussius, Dr.med. Stadt- und Landphysikus in Meißen, Tochter des Vorbesitzers Ratke, erbt den Besitz.
Aug. Friedr. Dr.med Bussius, Anna Sophia geb. Bussius verehel. Joh. Michael Knaust und Kammerherr Chr. Gottl. Bussius erben den Besitz der verstorbenen Mutter.
1696 Errichtung des Hauptgebäudes als gestreckten zweigeschössigen Bau mit Walmdach; - jetzt Weingut genannt.
1702 , 24.Dez.: Christian Gottlieb Bussius übernimmt den Besitz von seinen Geschwistern durch Kauf für 1.000 Gulden.
1725 , 30.Mai: Bussius erwirbt in "sub.haste" den "wüsten Berg" von den Lindischen Erben, den er zu seinen "Baumgarten" umgestaltet. Er besitzt zuletzt 3 Weinberge und den Baumgarten.
Der Besitz geht nach seinem Tode an seine Witwe und drei Kinder.
1747 ,14.Sept.: Friedrich Gottfried Gerber, Handelsmann, kauft den Besitz von der Witwe und den Kindern des verstorbenen Bussius für 1.300 Reichsthaler.
1763 Gottfried Adolph Gerber, Kauf- und Handelsmann zu Dresden, übernimmt den väterlichen Besitz.
1772 , 13.Nov.: Die Brüder Johann Franz Eytelweine und Johann Friedrich Eytelweine, beide Kauf- und Handelsherren zu Leipzig, erwerben durch Wiederkauf- und Pacht- vertrag auf 4 Jahre (bis 1776) die in Lößnitzer Flur gelegenen zwei Weinberge für 1.540 Thaler.
1779 , 18.Mai: Johann Christoph Künzelmann, Kauf- und Handelsherr allhier, erwirbt die vormals Gerber´schen zwei Weinberge einschließlich der Gebäude durch Kauf für 1.750 Thaler.
1789 , 25.Aug.: Johann Friedrich Schwabe, Hofconditor, erwarb am 13.Juli bei der öffentlichen Suphastation den "Nieder- oder Hausberg", sowie den am Hausberg gelegenen "Baumgarten" für 1.335 Thaler.
1789 , 03.Okt.: Mag.Christian Ehrgott Raschig, Hofprediger, erwirbt den "Nieder- oder Hausberg" durch Kauf für 1.425 Thaler.
Johanna Friedericke verehel. Pastor Flemming geb. Raschig erbt den väterlichen Besitz.

Die Flemming´schen Erben:
Johanna Christiane Friedericke verehel. Wittel geb. Flemming,
Carl Aug. Flemming, Dr.med. in Dresden,
Traugott Leberecht Flemming, Kaufmann,
Gottlieb Friedrich Flemming, Finanzprokurator und Advokat,
Wilhelmine Theodora verehel. Leonhardt geb. Flemming.

1800 entstand vermutlich die dorische Vorhalle mit 4 Säulen.
1801 Bau des Turmhauses, vermutl. an Stelle älterer Gebäude (Paradiesstr.56).
1823 gründete hier Dr.phil. Christian Adolph Serrius, Dr. der Weltweisheiten, eine Lehr- und Erziehungsanstalt für 40 Knaben im "Turmhaus" westl. des Herrenhauses.

1823 "...gründete ein gewisser A.Serrius, der schon jahrelang in seiner pädagogischen Laufbahn in St.Petersburg verschiedene Lehrämter bekleidete, in diesem schön gelegenen Grundstück eine kaufmännische Lehr- und Erziehungsanstalt für bis zu 40 Zöglingen im Alter vom 7. bis zum 17. Lebensjahr. Es wurde streng darauf geachtet, daß die Zögling nichts anders als abwechselnd Englisch und Französisch sprachen, um in wenigen Jahren eine besondere Fertigkeit in den Sprachen zu erlangen. Interessant ist die "gewöhnliche Tagesordnung". Sie bestand darin, daß im Sommer morgens 5 Uhr, im Winter 6 Urhr die Glocke zum Aufstehen rief. Nachdem die Zöglinge gewaschen, angekleidet, "auch ihren Mund, mit dem sie Gott loben sollten, mittels Bürste und Zahnpulver gereinigt haben", versammelten sie sich zum Morgengebet. Sodann erhielten sie einen Becher warme Milch oder leichten Kaffee, wozu ihnen eine Semmel gereicht wurde. Dr.Serrius bemerkt in seinem Buch: "zu berücksichtigen ist das sehr reine und wohlschmeckende Quellwasser, welches aus den jenseits des Lößnitztales gelegenen Bergen in unseren Hof geeleitet, und uns ein köstliches und beneidenswertes Trinkwasser gibt." Um 7 Uhr begann die Lehrstunde und dauerte bis Mittag. Um 9 Uhr eine Pause von einer Stunde zur "Erholung und zum Genusse eines Butterbrods verstattet wurde". Zwischen 12 und 13 Uhr wurde am gemeinschaftlichen Tisch gespeist. Von einem der Zöglinge wurde zum Anfang und Schlusse des Mittagmahles zum lauten Gebet aufgerufen. Nach Beendigung der Mahlzeit wurde entweder gespielt oder ein Spaziergang in die nächste Umgebung unternommen. Von 14 bis 16 Uhr war nochmas Unterricht, wo auch jeder wieder ein Butterbrot erhielt. Um 17 Uhr wurde der Unterricht fortgesetzt. 19 Uhr war dann Schluß der Lehrstunden, "wo jedem der Zöglinge Zeit gegeben wurde, in abwechselnder Erholung seine Aufgaben zum nächsten Tag unter Aufsicht des Lehrers zu lernen und auszuarbeiten". Nach der Abendmahlzeit, nach Spiel, Gesang und wissenschaftlicher Beschäftigung wurde der Tag mit einer Abendandacht vollendet. Sonntags gingen alle gemeinsam zum Gottesdienst in die eine halbe Stunde entfernte Kirche zu Kötzschenbroda. War das Wetter schlecht, wurde die sonntägliche Andacht im Hause abgehalten. Auch die Konfirmation der Zöglinge fand in der Anstalt feierlich statt. Die jährliche Erziehungssumme betrug 250 Reichstaler in Gold, in halbjährlicher Vorauszahlung. Für Musik-, Tanz- und Fachunterricht wurden jährl. 20 Reichstaler, für Wäsche 16 und für Bedienung 2 Reichstaler vergütet. In der Lehranstalt waren alles nur Knaben, auch aus dem Ausland.
1836 schloß die Einrichtung, aus welchem Grund, ist aus den Akten nicht zu ersehen."

                                                                                                                  Renate Fähle, IG Heimatgeschichte Rbl.

1836 schließt Serrius seine Anstalt und verzieht nach Rostock.
1837 , im Mai: Johanna Christiane Schubert geb. Trepte kauft den Erbteil der Mutter des J.G. Schubert, Anna Regina geb. Klotzsche verw. Schubert; "Haus mit Baumgarten in der Niederlößnitz".

         ,17.Juni: Mag. Dr.phil. Johann Friedrich Anthon Dehne (gest.10.04.1856 i.Ndlz.) kauft Nr.11 und 22 sowie die bei Böckner genannten Weinberge und Buschstücken für 9.000 Thaler.

Erben sind seine beiden Söhne:
Heinrich Ludwig Dehne, Ökonom (geb.1820, gest.1868), und Carl Anton Bernhard Dehne, Hütteningenieur (geb. 1824), welcher 1874/75 nach langem Auslandsaufenthalt wieder in der Lößnitz weilte.

1905 baute (der damalige Besitzer ?) Architekt Paul Rometsch am Eingang des Grundstücks ein Landhaus in Anlehnung an den Stil von Lößnitzhäusern des 18.Jahrh. In den 1801 entstandenen, wegen seines Dachreiters "Turmhaus" genannten Nebengebäudes hatte sich Rometsch ein "feinsinniges Atelier ganz im Sinne des Hauses" eingerichtet, im vorderen Teil des Parkes aber ein neues Wohnhaus. Das klassizistische Turmhaus mit den zwei kleinen Pavillons davor, verlor 1944 bei einem Brand das Türmchen. Eine hohe Umfassungsmauer kennzeichnet die gesante ehemalige Garten-und Weinbergsbesitzung. Von 1914 bis zu seinem Tode 1972 lebte der bekannte Lößnitzmaler Karl Kröner im Grundhof.

1905 Bes.: Ant.C. Bernhard Dehne BrKat.-Nr.47 u.48, gen. "Hoher Berg"
1906 Bau des Garten- oder Landhauses durch Architekt Rometsch (Paradiesstr.58).
1908 Bes.: Otto Suppes, Reichs-Ger.-Rat a.D.
1911 Um- und Ausbau des Herrenhauses durch Architekt Rometsch
1924 Bau des Einfamilienhauses (Paradiesstr.68).
1944 , 29.Febr.: Der Turm des sog. Turmhauses fällt einem Brand zum Opfer, er wurde nicht wieder aufgebaut

Turmhaus
um 1920
Hauptgebäude
um 1920
Grundhof
Hauptgebäude
Garten- oder Landhaus
um 1960
Grundhof
um 1960
Grundhof
Lithographie
um 1823