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Radebeul
Niederlößnitz
Vom Weinbergsverein zur politischen Gemeinde
     Der ganze Bergzug von der Naundorfer Grenze bis zum Lößnitzbach trug lange die Bezeich-nung "Kötzschbergisches Weingebirge" (urkundl.erw.1271) ; war Kötzschenbrodaer Flur. Diese Weinberge wurden vorwiegend von auswärtigen Besitzern, von adligen und bürgerlichen Familien aus Dresden, nur zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt, - dem Weinbau. Außer von wenigen Winzerfamilien, welche zur Bearbeitung der Weinberge benötigt wurden, war das Gebiet bis ins 17. Jahrh. kaum bewohnt. Zwischen der Meißner Landstraße und der Berghöhe oberhalb der "hohen Gasse" (Obere Bergstr.) standen lt. Oeder um 1570 ganze 21 Gebäude, meist wohl Press- und Winzerhäuser.

       In der zweiten Hälfte des 17.Jahrh. ließen sich vereinzelte Bergherren in ihren Weinbergen Häuser bauen, mit den nötigen Bequemlichkeiten natürlich, zur gelegentlichen Benutzung im Sommer oder zur Zeit der Weinlese. So entstanden z.B. 1652 der "Grundhof", 1675 "Haus Fliegenwedel", usw. Erst zu Beginn des 18. Jahrh., während der Regierungszeit August dem Starken, vollzog sich ein kräftiger Aufschwung, und es setzte eine lebhafte Bautätigkeit in der Kötzschenbrodaer Weinbergsflur ein. In rascher Folge mehrten sich die Landhäuser der Gesellschaft des kurfürstl. königl. Hofes und des wohlhabenden Dresdner Bürgertums. Es war förmlich Mode in der Lößnitz einen Besitz zu haben. So entstanden u.a. 1713 das Haus auf dem "Huttermann´schen Weinberg"  (Gold. Weintraube)  , 1713 das "Minckwitz´sche Herrenhaus", 1728/29 "Wackerbarth´s Ruhe", 1743 bzw. 1771 "Alt- und Neufriedstein". Außerdem erbauten sich die Söhne der Kötzschenbrodaer Bauern in den ihnen gehörenden Weinbergen kleine Häuschen, lebten dort vom Wein- und Obstbau, manche auch zusätzlich von der Ausübung eines Handwerkes.
                                                                                                                                                 
      Kirchlich und schulisch gehörten diese Weinberghäuser zu Kötzschenbroda, sonst aber schwebten alle diese Einzelbesitzungen kommunal völlig in der Luft. Das führte zu Zuständen, die immer unhaltbarer wurden, zumal die Einwohnerzahl der verstreuten Wohnstätten ständig zunahm. Im ersten Drittel des 19. Jahrh. zählte man 85 bewohnte Gebäude mit rund 300 Einwohnern. Ganz besonders trängte die Frage der Heimatberechtigung und Armenversorgung, sowie des Polizeiwesens.                                                                                                                                                              
      Die Altgemeinde Kötzschenbroda zeigte keine Neigung die Lasten zu übernehmen, zumal die herrschaftlichen Bergbesitzer dem Ort schon oft Schwierigkeiten betr. der Gemeindelasten - wie z.B. Straßen- und Wegeerhaltung, Tag- und Nachtwächter-Besoldung, für die Schule, ihre Beheizung und für den Lehrer - bereitet hatten. Diese Bergbesitzer, vorwiegend Einwohner  Dresdens oder einer anderen Stadt, zählten nicht als Mitglieder zur Gemeinde Kötzschenbroda, und zahlten auch ihre Steuern zumeist direkt an ihr zuständiges Amt. Sie wollten sich durchaus nicht zu einer regelrechten Gemeinde zusammenschließen, widerstrebten vielmehr dieser Regelung der schwebenden Fragen ebenso hartnäckig, wie einem Anschluss an die Gemeinde Kötzschenbroda, wo man den Dingen ihren Lauf ließ.                    

1832 , am 08. Februar kam es dann zur Gründung des    " Niederlößnitzer Weinbergvereins ".
                                                                                                                                               
       Die Organisations-Urkunde wurde am 17. 08. 1833 von der damaligen Königlichen Landes-direktion genehmig, jedoch mit dem Vermerk, dass diese nur bis zum Erscheinen der neuen Landgemeindeordnung Gültigkeit habe.

      Im Gründungsprotokoll, welches von 75 Weinbergbesitzern unterzeichnet, wurde ausdrücklich festgelegt, dass der Verein lediglich den Zweck habe, die Erleichterung der nötigen Polizeiaufsicht, und die Schaffung einer Anstalt zur Unterbringung und Versorgung der zu diesen Bezirk gehörigen verarmten Personen zu ermöglichen, also einen Heimatbezirk zu schaffen. Ausdrücklich werden aber alle Pflichten einer regelrechten Gemeinde abgelehnt (Militärlasten, Straßenbau, usw.) , und es wird sich dagegen verwahrt, dass dem Verein etwa "..in irgend einer Beziehung die Qualitäten einer Gemeinde oder Commune" beigelegt würden. Abgelehnt wurde weiterhin die Errichtung eines Feuerschutzes, sowie die Anstellung eines Tag- und Nachtwächters.

      Den Verein vertraten rechtlich 5 "Repräsentanten", deren Sitzungen den Namen "Convente" erhielt. Die Polizeigewalt übte anfänglich ein vom Justizsamt Dresden bestellter "Richter" in dessen Auftrag aus.

Erste Repräsentanten:         Carl Friedr. Sickmann, Neufriedstein
                                         Georg Schwarze, Altfriedstein
                                         Major Heinr. v. Geschky, Weinbergbesitzer
                                         August Hilliger, Weinbergbesitzer
                                         Gottfried Rothe, Weinbergbesitzer

Jeder derselben führte ein Jahr lang den Vorsitz; erster war Sickmann.                                                              
      Das Gebiet des Niederlößnitzer Weinbergvereins hatte am 03. Juni 1832 lt. amtl. Aufstellung 358 Einwohner, und etwa zwei Jahre danach wurden anlässlich Verhandlungen wegen des Reiheschankes in 90 bewohnten Gebäuden über 400 Einwohner gezählt.

       Durch den Erlass der Landgemeindeordnung von 1838, welche u.a. auch Neuwahlen der Gemeindevertreter in allen Gemeinden bestimmte, die 1839 statt fanden, und auch die Sonderstellung eines Vereins nicht dulden konnte, wurde die Gemeindebildung gegen den Willen des Niederlößnitzer Weinbergvereins durchgesetzt.

1839 , am 07. August erfolgte dann die endgültige Abtrennung von der Gemeinde Kötzschenbroda und die Gründung der  " Gemeinde Niederlößnitz ".

       Die neue Gemeinde entstand also auf Kötzschenbrodas Flur, sowie auch auf umgeflurten Teilen der Gemeinden Naundorf und Serkowitz. Die Wahl der Ausschusspersonen für den ersten Gemeinderat fanden in der "Goldenen Weintraube" statt.
Gewählt wurden:        
            Heinr. Aug. Hilliger als Vorstand    
            Dr. Dehne, erster Gemeindeältester u. Vertreter d. Vorstandes
            Gottlob Götze, zweiter Ältester (zust. f. Kassen- u. Rechnungswesen)
            Schlossermstr. Hartmann, dritter Ältester (zust. f. Schriftanfertigen)
            sowie Daniel Münch, Herr Pilgrimm, Meister Böhlau.

      Am 02. September wurde der Gemeindevorstand zusammen mit den drei Gemeindeältesten vom Justizamt Dresden rechtskräftig bestätigt, und am 21. September hielt der Gemeinderat seine erste Sitzung ab.

      1846, am 25. Oktober einigte man sich auf oberbehördliches Betreiben auf eine endgültige Grenzführung mit Kötzschenbroda. Damit war der territoriale Bestand der politischen Gemeinde Niederlößnitz festgelegt.                                                                                                                                    
      Die Gemeinde entwickelte sich rasch, begünstigt auch durch den Rückgang des Weinbaues, wodurch weiterer Raum für die Bebauung frei wurde, und man ständig bestrebt war, immer stärker "Begüterte" nach Niederlößnitz zu ziehen. Der Reiz der landschaftlichen und klimatischen Lage des Ortes, sowie die unmittelbare Nähe der Residenzstadt, trugen dazu mit bei, dass sich allzu gern sog. "Privatiers", Beamte in Ruhestand, Geistliche, Militärs a.D. usw. hier niederließen.

      Nach 1871 setzten Bodenspekulationen ein, d.h. Baufirmen (z.B. Gebrüder Ziller) kauften Land auf, und errichteten darauf Straßenweise Villen zum Weiterverkauf. Durch Gründungen von Privatschulen, Kuranstalten, durch das Entstehen vieler renommierter Gaststätten, sowie der weiteren Erschliessung von Bauland, konnte sich die Gemeinde bis zum Anfang des 1.Weltkrieges (1914-18) einen Namen machen, - jedoch die finanzielle Lage des Ortes entsprach nicht den Erfordernissen.

      Nach vielen erfolglosen Verhandlungen betr. der Vereinigung der Westgemeinden der Lößnitzortschaften, kam diese dann doch zustande, zumal sich die Gemeinden im Laufe der Zeit kommunal und wirtschaftlich schon sehr stark miteinander verstrickt hatten, und sich einzeln aus rein finanziellen Gründen kaum noch halten konnten.

1923 , am 01. Oktober, nach 84-jährigen Bestehen als politische Gemeinde, vereinigte sich Niederlößnitz mit seinen rund 5 200 Einwohnern mit den Gemeinden Kötzschenbroda, Naundorf und Zitzschewig zur neuen Großgemeinde Kötzschenbroda, die 1924 (s. Geschichte von Kötzschenbroda) Stadtrecht erhielt, -
                                                         zur  Stadt Kötzschenbroda

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